
Es ist die erste Regiearbeit, an der der junge Körper-Artist Eike von Stuckenbrok beteiligt ist: DUMMY – Varieté 2.0. Und als von Stuckenbrok im Dezember bei Böttinger in der Fernsehsendung Kölner Treff zu Gast war, musste ich unbedingt Karten für eine Aufführung haben. Damals war noch nicht absehbar, das die Show des GOP–Varieté im Herbst auch in Essen zu sehen sein wird.
Mit Karin und Udo ging es heute Mittag ab nach Bad Oeynhausen, wo das Varieté im alten Kurhaus seinen Sitz hat. Eine beeindruckende Kulisse bietet sich dem Besucher, das im Übrigen einen recht hohen Altersdurchschnitt aufwies. Um kurz nach 14:30 Uhr war es dann soweit…

Die Show begann mit der visuellen Gewöhnung an die Artisten, untermalt mit schwerer Musik und einem Gesang, von dem ich gerne mehr verstanden hätte, aber entweder ist das Mikro zu schlecht oder die Musikanlage ist überfordert. Jedenfalls nahm ich deshalb fast die ganze Zeit über den Gesang nicht als solchen wahr, schade.
Die Bühne ließ sich an der hinteren Seite hochfahren, sodass eine abschüssige Fläche entstand. Darauf rutschten die Artisten in vielen Einlagen auf und ab, was sehr lebendig wirkte.
Auf jedes einzelne Element der Show möchte ich jetzt nicht eingehen und ehrlich gesagt kann ich es auch gar nicht mehr, weil auf den Zuschauer eine Menge visueller, optischer und akustischer Eindrücke einprasseln, die zeitweise die ganze Aufmerksamkeit erfordern. Erst in der Pause, nach etwa 45 Minuten, konnte ich mich mit meinen beiden Begleitern austauschen.
Wer Eike von Stuckenbrok kennt, Aufführungen von ihm gesehen hat, der kennt seinen schlanken, drahtigen, muskulösen Körper, seine grazilen, leicht wirkenden Bewegungen und die Perfektion seiner Performances. Was dem Zuschauer bei DUMMY geboten wird, kommt leider bei weitem nicht an das heran, was von Stuckenbrok auf die Bühne zu bringen vermag. Den meisten Artisten fehlt die Ausstrahlung, eine sympathische Wirkung auf das Publikum und, aus meiner Sicht viel schlimmer, oft fehlte mir sogar die Professionalität der Artisten, die ich im Essener GOP schon so oft erleben durfte. Vielleicht war mein Anspruch an diese Show aber auch besonders hoch, zumal der eine Regisseur ja selbst mit seinen Aufführungen den Maßstab gesetzt hat.
Die Unsicherheiten zeigten sich in einigen Wiederholungen von Show-Elementen, die im ersten Anlauf misslangen. Ansonsten wirkte der Großteil der Artisten auf mich, im Vergleich zu von Stuckenbrok, wie Bauarbeiter an den Dummies und am Boden. Besonders zeigte sich das, als ein Artist an einer Gruppe von Dummy-Elementen seine Kunst vorführte. Er wirkte wenig elegant, zeigte eigentlich nur das, was ich von meinen Besuchen im Varieté schon kannte und hatte sich in Sachen Choreografie nun wirklich nicht viel einfallen lassen. Das soll seine körperliche Leistung nicht schmälern, sorry, wenn das so rüber kommt, aber bei anderen Artisten sieht es eben anders, eleganter, gefühlvoller und kreativer aus.
Die Musik ist gewöhnungsbedürftig, meist schwer, mit vielen dumpfen Elektrobaß-Sounds, unterlegt mit Cello-Musik. Dazu passend gibt es Video-Installationen, die ich so bisher nicht sah und die von den Artisten auf der oben beschriebenen Fläche durch ihre Körperbewegungen zu entstehen schien. Klasse gemacht!
Für mich das interessanteste Element der Show: Die verfolgenden Schatten! Dabei rutschen/schwingen sich die Artisten auf der steilen Bühne von einer Seite zur anderen und ihre durch Licht erzeugten Schatten folgen ihnen im Abstand von einigen Sekunden am Bühnenboden nach. Geniale Idee!

Das Ambiente des GOP in Bad Oeynhausen ist durch das Gebäude des alten Kursaals natürlich entsprechend geprägt. Im Vergleich zum GOP in Essen, musste ich allerdings ansonsten viele Abstriche machen.Die Cocktailgläser sind kleiner als im Ruhrgebiet und der Inhalt schmeckt verwässerter 🙁 . Der Service im Kursaal war noch schlechter als in Essen, wo der Service vor ein paar Jahren noch intensiver war, als heute. Heute sahen wir die Kellnerin nur dreimal, einmal zur Bestellung, einmal zum Servieren und schließlich zum Kassieren. Entsprechend mager fiel das Trinkgeld aus. Pech für`s Theater, der Umsatz hätte höher ausfallen können!
Die Ausleuchtung der Bühne ist teilweise schlecht. Die Artisten befinden sich zeitweise im Dunkeln, so z.B. der Gummiseil-Artist. Schade, auch das wirkt nicht sehr professionell!
Aber zurück zum Programm und der Frage, ob sich der weite Weg ins östliche Nordrhein-Westfalen gelohnt hat. Wer gewöhnliches Varieté sehen will, könnte beim Besuch der DUMMY-Show enttäuscht sein. Der Hinweis auf „Varieté 2.0“ ist schon gerechtfertigt, denn DUMMY ist völlig anders. Zwar gibt es Elemente, die ich auch im normalen Varieté sehe, aber die Präsentation ist eben neu und wer die anderen künstlerischen Projekte von Stuckenbroks kennt, ahnt, in welche Richtung diese Aufführung geht.
Nein, enttäuscht war ich nicht, es gab viel Neues, viel Ungewohntes, viel Experimentelles und viel Kreatives zu sehen. Wer offen für derartiges ist, wird sich gerne auf DUMMY einlassen. Wem Experimentelles zu anstrengend ist und wer das Konventionelle bevorzugt, der könnte vom Varieté 2.0 enttäuscht sein.
Wie bereits geschrieben, ist DUMMY ab September 2012 auch in Essen zu sehen, dann können sich die Ruhrgebietler selkbst ein Bild der Show machen 😉 .
Ich fand es lohnenswert, nach Bad Oeynhausen zu fahren, auch wenn ich am Ende allein deshalb enttäuscht war, dass der kreative Regisseur von Stuckenbrok bei der Verabschiedung nicht auf der Bühne zugegen war 🙂 .
50% auf Karten der Varieté-Show “DUMMY” in Essen | RuhrGay – A german Gay`s Life
2012, 10. September @ 8:50 pm
[…] Ich habe “DUMMY” schon in GOP in Bad Oeynhausen sehen können und meine Kritik zur Show gibt es H I E R […]
DUMMY: Günstiger ins Varieté GOP in Essen » The digital brain of a little devil
2012, 10. September @ 8:01 pm
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