10 Tage lang hatte ich mich bei einem Online-Game angemeldet und mitgespielt. Hier mein persönlicher Erfahrungsbericht:
Online-Games sind zur Zeit sehr beliebt und es ist kaum absehbar, dass sich das in naher Zukunft ändern könnte. Das Geschäftsmodell ist simpel und wahrscheinlich lukrativ: Man meldet sich an, bekommt eine gewisse Grundausstattung zum Errichten von Irgendwas, das dann die Basis für das Weiterspielen ist, und dann beginnt die Zeit des Ausbaus und des (hoffentlich) Aufstiegs.
Wie bei einem gekauften Game müssen nun höhere Levels erreicht werden und natürlich will man sich den Spielspaß erhalten, indem man in der Hierarchie möglichst schnell aufsteigt. Doch dazu reichen die Erträge der in Gang gesetzten Maßnahmen nicht unbedingt aus, was dazu führen kann, dass mit Hilfe von finanziellen Mitteln von außen entsprechende Werte zugekauft werden, die den Aufstieg beschleunigen und sichern.
Ein weiterer Punkt, warum Online-Games meiner Ansicht nach erfolgreich sind und bleiben werden, ist der soziale Aspekt. Hier treffen sich Menschen mit einem gemeinsamen Interesse, die über den eigentlichen Grund des Aufeinandertreffens, eben das Spielen, auch ein gemeinsames Thema zum Kommunizieren haben. In Zusammenschlüssen von Spielern mit einem gemeinsamen Spiel-Ziel oder einer einheitlichen Philosophie, den sogenannten Allianzen, tauschen sie in internen Chats und Foren ihre Meinungen und Absichten aus und das nicht nur zum Spiel. So entstehen Gemeinschaften (vielleicht auch “Freundschaften”), die auch schon mal über das “Online-Leben” hinaus gehen können.
Eins gleich vorweg: Ich bin kein typischer Gamer, verspiele nicht viel Zeit vor dem PC und war bis jetzt eher ein temporärer Fan der TOTAL WAR-Serie (mal ne durchgezockte Nacht). Hier spiele ich bevorzugt ROME und MEDIEVAL II , also eher ältere Spiele, die wohl auf den modernsten Rechnern heute recht pixelig rüber kommen (hörte ich 😉 ). Soweit zum Hintergrund.
Jetzt hatte ich wieder mal ein bissel Lust, etwas zu spielen. Da zog die TV-Werbung von Goodgame.de ganz gut, in der es um die Errichtung von Imperien des Mittelalters mit Burgen und Rittern geht. Genau mein Ding! 🙂 :
Das Einloggen ist recht unkompliziert, ein Nickname (der gleichzeitig der Name Deiner Burg wird), ein Passwort und eine E-Mail-Addi reichen, um einsteigen zu können. Es werden weder Zahlungsdaten erwartet, noch eine Adresse oder sonstige persönliche Daten.
Beim Errichten der Burg hilft ein automatischer Avatar. Die Erklärung habe ich gut verstanden, der Fortschritt der Burg war rasch und ein Level folgte dem anderen, ein phänomenaler Aufstieg. Ein gutes Gefühl!
Es gibt Rohstoffe (Holz/Stein) zum Bau der Gebäude und Errichten von Verteidigungs-Werkzeugen. Beim Rekrutieren von Soldaten zur Verteidigung der Burg oder zum Ausführen der auferlegten Missionen, helfen die (virtuellen) Münzen. Und schließlich sind da die Rubine, die man käuflich erwerben kann (viele verschiedene Zahlungsweisen) und die einem eine ungeahnte Palette von Möglichkeiten bringen (schnelleres Bauen, Aufbau besonderer Gebäude oder Ausrüstungsgegenstände etc.). “Ungeduld kostet” war dann so manches Mal meine Devise, aber die Ausgaben hielten sich bei mir in überschaubaren Grenzen 😉 .
Was mich etwas nervte, war die lange Zeit, die der Bau des ein oder anderen Gebäudes benötigte. Da stellte ich die Bauten schon mal über Nacht in die Warteschlange und als ich mich morgens wieder einloggte, war alles erledigt. Ob das so sein soll…ich weiss nicht!
Das Spielfeld selbst unterteilt sich in die Burg und die Welt drum herum. Letzteres ist eine Übersichtskarte mit den Nachbar-Burgen. Klickt man diese an, gibt es Infos, bekommt einen Blick aus der Luft auf die Burg und kann natürlich den Angriff starten.
Angriffe gegen Burgen anderer Mitspieler und gegen Raubritter-Burgen des Systems, bringen nicht nur Beute, wie Rohstoffe, Münzen und Rubine, sondern auch Ehren- und Ruhmpunkte. Dadurch steigst Du natürlich in einer Übersichts-/Bestenliste auf und andere Spieler werden auf dich aufmerksam. Folge: Sie attackieren die Burg oder wollen Dich in ihre Allianz holen 🙂 .
Allianzen können ganz praktisch sein (weniger Angriffe auf die Burg), aber auch den weiteren Aufstieg verhindern (Regeln müssen befolgt werden, kaum noch Einzelinteressen durchsetzbar, im Großen und Ganzen wenig Kampfeslust und mehr Diplomatie der Mitglieder).
Ich war in vier Alli`s Mitglied. Die erste war extrem inaktiv, Kommunikation fand keine statt und mein Status war permanent auf “Anwärter” gesetzt. Nach wenigen Tagen verließ ich die Allianz wieder, weil sich nichts tat.
Die zweite und dritte Allianz (da war ich 2x Mitglied) war das Gegenteil. Hier hatte ich aber auch genau darauf zu achten, wen ich angreifen darf und wen nicht. Der Ton der “Anführer” war teilweise derb und negativ internetkonventionell 🙁 , wenn Ihr versteht, was ich meine. Die Regeln schränkten mich sehr stark ein, der Spielspaß ging gegen Null! Kommunikation und das Spiel mit sich allein (Raubritter-Burgen als Ziele), scheint denen wichtiger zu sein, als die andere Möglichkeit, gemeinsam Ziele zu erfassen und los zu schlagen, um die Alli im Ranking nach oben zu bringen…was natürlich auch ein Risiko sein kann. Aber, spielen wir nicht auch deshalb? 😉
Die letzte Alli, in der ich jetzt noch bin, war zunächst eine One-Man-Alliance. Für ihn steht der Spielspaß im Vordergrund und das ist ganz meine Welle. Da ich mich zum Verlassen von Goodgame.de entschloß, trat ich seiner Alli bei, um ihm meine erworbenen Rohstoffe und verbliebenen Werte zu übertragen, danach bin ich dann raus. Er freut sich übrigens tierisch darüber 🙂 . Scheint wohl nicht normal zu sein.
Ich habe mich dazu entschlossen, nicht mehr weiter zu spielen, weil…
Das Spiel ist zeitraubend, keine Frage! Wer in den Levels höher klettern möchte, der muss Schlachten schlagen, was zwar Spaß bringt, aber hin und wieder auch weite Wege und die Anreise zur Burg dauert…dauert…dauert…oft auch Stunden (abhängig von den aufgestellten Einheiten zur Eroberung der gegnerischen Burg)! Zwar ist die Reisezeit durch Baumaßnahmen innerhalb der eigenen Burg beeinflussbar, aber natürlich kostet auch das wieder Zeit und nicht selten auch Geld. VIEL schneller reist man aber auch dann noch nicht. Beim Spielen habe ich daher vorher immer eine Menge an Soldaten rekrutiert und zwei oder drei Angriffe gleichzeitig durchgeführt.
Echtes Geld! 😉 Und das bedeutet Investitionen in ein Game, das ich dann auch (lohnenswert) kontinuierlich spielen müsste, denn täglich gehen Punkte (Ehre/Ruhm) automatisch verloren.
Kann ich das?
Will ich das?
Ich könnte, aber dann geht Zeit für meine Arbeit oder von meiner Freizeit verloren und ganz ehrlich: Für ein Spiel möchte ich das nicht!
Die meisten Kontakte, die ich bei Goodgame.de während des Spielens teilweise hatte, waren auch nicht so sympathisch, dass mich dieser Aspekt im Spiel halten würde. Da wurde beispielsweise erwartet/verlangt, dass ich “jetzt mal am Rechner bleiben” sollte, obwohl ich zuvor im Chat “Away” schrieb und klar gemacht hatte, dass ich jenseits des PC zu tun hatte! Sowas geht aus meiner Sicht gar nicht!
Auch die Verbal-Anfeindungen, die ich mir anlesen musste, als ich die ein oder andere Burg angriff, offenbarte mir charakterliche Abgründe, die ich ansonsten nur untersten Klischees der Menschengemeinde zuschreibe. Wenn das ein Teil des Publikums ist, das seine Zeit bei Online-Games verbringt und diese zu ihrem Lebensinhalt machen, dann bin ich da definitiv falsch 😛 bzw. muss mir auch noch Zeit dafür nehmen, jene zu finden, die eben anders sind! Zum Glück lernte ich ja auch, wie bereits erwähnt, andere, natürlich oder nett wirkende Leute kennen 😉 .
Sobald Geld ins Spiel kommt, wird aus einem Game, das meiner Ansicht nach der Unterhaltung und dem Spaß dienen soll, richtiger Ernst! Klar, wer da ein halbes Vermögen rein gesteckt hat, ist logischerweise nicht nur engagierter, als solche Spieler, die just 4 fun eingeloggt sind, sie legen auch mehr Wert auf “Ehre” und agieren vorsichtiger im Umgang mit anderen Gamern, aus Angst vor Verlusten oder nötigen Neu-Investitionen. Dementsprechend verschärft ist dann allerdings auch der Ton zu Angreifern, wenn es um eine “gemeine, hinterhältige” (Zitat) Attacke geht 🙄 !
Nein, das will ich so alles nicht. Ich möchte keine Spiel-Flatrate, bei der ich hin und wieder zahlen muss, um in gewisse Vorteile zu kommen. Ich zahle lieber einmal und habe eine DVD mit dem Spiel in der Hand.
Ich spiele lieber in einer Runde von Leuten, die ich auch privat mag, mit denen man Spaß haben kann, als in einer anonymen Internet-Game-Gesellschaft, von denen man nichts weiss, weder das Alter, noch das Aussehen noch den charakterlichen Hintergrund kennt. Letzteres ist für mich einfach wichtig im fairen Umgang miteinander, auch weil es gerade im Internet so oft Missverständnisse in der Kommunikation geben kann, die sich dann oft nicht mehr aus dem Weg räumen lassen. Und mangelnder Respekt schafft meiner Ansicht nach Emotionen, die man dann im Internet freier auszuleben glaubt, eben weil man den Gegenüber nicht kennt. Schön finde ich das letztendlich nicht!
Nun möchte ich meine Burg nicht einfach so verfallen lassen. All das, was ich dort gebaut habe, kostete Zeit und teilweise auch Geld. Daher steige ich nicht einfach aus dem Spiel aus und sage “Jetzt logge ich mich da nicht mehr ein”! Die Gebäude kann man natürlich auch wieder abreissen und dafür gibt es dann Rohstoffe zurück. Diese Steine und das Holz vermache ich dann meinem Allianz-Kollegen, der sie wieder verwenden kann. Ist zwar nochmal Arbeit, aber das gehört für mich dazu, wenn ich iwo aussteige. So werden Werte wenigstens nicht verschwendet 🙂 .
Abschließend kann ich zu Goodgame.de sagen:
Spaß haben kann man bei Goodgame.de auf jeden Fall!
Und zu Online-Games im Allgemeinen (denn ich vermute mal, da wird es nicht viele Unterschiede zwischen den einzelnen Angeboten geben):
Wer mit Anderen gemeinsam zum Ziel kommen will, sollte genau lesen und prüfen, in welche Interessen-Zusammenschluss er/sie eintritt.
Wer bereit ist, etwas Geld in die Hand zu nehmen, ohne zu weinen, wenn andere über das eigene Spielobjekt raubend und zerstörerisch herfallen, ist bei Online-Games gut aufgehoben.
Wer Zeit übrig hat, kann sie natürlich auch auf diese Art nutzen 😉 .
Wer ein geduldiger Mensch ist, sich nicht provozieren lässt und gewisse Kommunikationsarten des Internets kennt und sie nicht ganz ernst nimmt, der wird bei Online-Games wenig Probleme haben 🙂 .
Für mich waren die Tage bei Goodgame.de interessant und eine spannende Lebenserfahrung, die mir nun die Möglichkeit gibt, in diesem Bereich mitreden zu können.
Auf der anderen Seite habe ich Spaß daran gefunden, Communities im Internet zu finden, die sich mit meinen beruflichen und freizeitlichen Interessen beschäftigen.
Dafür hat sich das kleine Investment gelohnt 😉
Und wie sind Eure Erfahrungen bezüglich Online-Games? Bin gespannt, schreibt mir einen Kommentar 🙂