“Robert Mapplethorpe“ (KLICK) hieß die letzte Foto-Ausstellung, die ich mir im NRW-Forum anschaute. Nun zog mich die “State of the Art Photography” (KLICK) wieder nach Düsseldorf.
Verschiedene Fotografen stellen dort noch bis zum 6.Mai ausgewählte Werke in zwei Räumen des Erdgeschosses aus. Sie wurden von erfahrenen Kollegen und Altmeistern ausgesucht, die der Meinung sind, die ausstellenden Künstler könnten die Zukunft der Fotografie entscheidend mit beeinflussen.
Manche Aufnahmen sind erstaunlich, manche verwirrend und bei anderen frage ich mich, wo die Hochwertigkeit des Fotografierens liegen soll, wenn beispielsweise ein Holztisch in einem Raum abgelichtet ist?! Auf andere Bilder könnte ich den ganzen Abend starren und meiner Fantasie freien Lauf lassen.
Diese Ausstellung zeigt mir persönlich, dass ich mich von meinem bisherigen Bild der „Fotografie“ verabschieden muss. Nicht alle modernen Fotografinnen und Fotografen nutzen allein ihre Kamera als Werkzeug, um erfolgreich zu sein. Neu ist das für mich zwar nicht, aber die plastischen Ergebnisse haben mich dann doch hin und wieder etwas verwirrt 😉
Da werden extra 3D-Plastiken erstellt, deren einziger Zweck zur Erstellung eines Fotos dienen und die im Anschluss vernichtet werden.
Aufgenommene, nackte Körper werden in digitaler Bearbeitung zum Teil bis zur Unkenntlichkeit verändert.
Bilderkollagen, so groß wie Plakatwände, werden aus einer Vielzahl von kleineren Bildern und mit grafischen Fantasie-Elementen zu einem Gesamtkunstwerk.
Am meisten beeindruckt hat mich Martin Denker, der genau solche Gesamtkunstwerke, wie gerade beschrieben, schuf. Zunächst stand ich vor dem Bild und fragte mich, was dieses Kunstwerk denn wohl mit Fotografie zu tun hat. Schaut man sich dieses „Gemälde“ aber näher an, entdeckt man, dass es nichts anderes ist, als eine Kollage vieler kleiner Bilder, die in einer fantasievoll gestalteten Umgebung angeordnet sind. Von weitem betrachtet wirkt das Bild auf mich harmonisch, viele geschwungene Symbole lassen es zunächst friedlich erscheinen. Und dann…zwei Bilder, die mich breit grinsen lassen: Der Kirchenmann, seiner Kleidung nach wohl ein Kardinal, trägt eine Hakenkreuzbinde am Arm. Gewagt, meiner Meinung nach und ich frage mich nach der realen Bedeutung.
Einige Zentimeter weiter, in keiner Verbindung zu dem eben beschriebenen Bild stehend, ein Verbotszeichen, in dessen linker Hälfte ein Mensch, in der rechten Seite ein Hund so positioniert sind, dass ein sexueller Hintergrund nicht zu leugnen ist 😆 .
Das Gesamtwerk, so erläutert die Angestellte des Forums später in der Führung, stellt eine Zusammenfassung des Jahres 2011 dar. Und plötzlich entdecke ich auch Muammar-Al-Gadaffi, Berlusconi und weitere, zunächst unauffällig erscheinende Persönlichkeiten.
Beeindruckend finde ich aber auch das Werk einer in Ungarn geborenen Fotografin, die in Albanien Frauen ablichtete, die den größten Teil ihres Lebens als Mann lebten. Wer sich unbefangen und ohne Vorwissen durch die Ausstellung bewegt, erkennt dies eigentlich erst, wenn man zum Infoschild der Künstlerin gelangt, auf dem der Hintergrund und die Entstehungsgeschichte zu den Bildern erläutert ist.
Wer die Ausstellung besuchen mag, dem empfehle ich den Freitag abend. Ab 18:00 Uhr kostet der Eintritt nur 3,80 € und ab 20:00 Uhr gibt es eine kostenlose Führung. Die Leiterin vermittelt eine Menge zusätzlicher Informationen und manch ein Bild, das ich mir zuvor ohne den Grund der Entstehung angeschaut und für mich bewertet hatte, bekommt plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Wobei…die wirklich ausdrucksstarken, überzeugenden Fotos, bedurften keiner weiteren Erläuterung 😉
Die Anfahrt zum Museum übrigens ist leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich. Vom Düsseldorfer Hauptbahnhof aus fahren zahlreiche Straßenbahnen (U) Richtung Oberkassel und der Ausstieg erfolgt an der Tonhalle. Dort die Treppe hinunter, links halten und nach etwa 200 Metern die Straßenseite wechseln. Rechts liegt dann das NRW-Forum.
Fazit:
Eine klasse Ausstellung, in die man aber nicht allein gehen sollte, denn nicht wenige Bilder provozieren, begeistern, ärgern und man will seine Eindrücke irgendwie unbedingt loswerden. REINGEHEN!
3sat Bericht zu “State of the Art Photography” » The digital brain of a little devil
2012, 4. März @ 2:17 pm
[…] the Art Photography” im Düsseldorfer NRW-Forum besucht und dazu einen Blog-Artikel verfasst (KLICK). Jetzt gab es auf 3sat einen Bericht (mit Beiträgen einiger Fotografen) im Rahmen der Sendung […]